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Ambulantisierung: Schweizer Modell als Vorbild?

18. April 2024

Wie kann Deutschland das Potenzial der Ambulantisierung trotz bestehender struktureller Herausforderungen voll ausschöpfen?

Das Konzept der Ambulantisierung, wie es kürzlich in einer Online-Veranstaltung der Handelsblatt Media Group diskutiert wurde, weist auf grundlegende Veränderungen in der medizinischen Versorgung in Deutschland hin. Einerseits bietet die Verlagerung von traditionell stationären Leistungen in den ambulanten Sektor enorme Chancen für Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen, andererseits wirft sie drängende Fragen nach Kapazitäten und infrastrukturellen Anpassungen auf.

Manuel Heurich, Geschäftsführer von Bindoc, zeigt auf, dass insbesondere in Bereichen wie der interventionellen Kardiologie oder der Urologie künftig bis zu 58 Prozent der Eingriffe ambulant durchgeführt werden könnten. Dies setzt allerdings entsprechende Strukturanpassungen voraus, die derzeit durch eine unzureichende Facharztdichte in einigen Regionen erschwert werden.

Auch die von Boris von Maydell, Abteilungsleiter Ambulante Versorgung beim Verband der Ersatzkassen, geäußerte Befürchtung, dass niedergelassene Ärzte zunehmend operative statt konservative Leistungen anbieten könnten, weist auf ein Spannungsfeld zwischen ökonomischen Anreizen und patientenorientierter Versorgung hin. Die Forderung nach einer sektorenübergreifenden Bedarfsplanung und der Stärkung ambulanter Zentren ist daher mehr als berechtigt.

Einen weiteren interessanten Aspekt bietet die Schweiz als mögliches Vorbild für die Lösung dieser Herausforderungen. Die unkomplizierte ambulante Leistungserbringung durch Krankenhausärzte in der Schweiz könnte ein Modell sein, das auch in Deutschland zu effizienteren Strukturen führen könnte. Die entscheidende Frage bleibt, wie die richtige Balance zwischen Effizienz, Zugänglichkeit und Qualität der Patientenversorgung gefunden werden kann, ohne das Gesundheitspersonal zu überfordern. Eine Aufgabe, die nicht nur die Politik, sondern alle Akteure im Gesundheitswesen fordert...

Quelle: aerzteblatt.de
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